Hintergrund · Background

Tagtäglich Grün rundherum,  ein kleiner Moorsee, sanfte Hügel, verstreute Höfe, keinen Laden, keine Post, nicht einmal ein Wirtshaus, aber ein Briefkasten, keine Schule, aber einen unermüdlichen Schulbus und am südlichen Horizont Ostallgäuer und Tiroler Berge. Zu schön, um dort immer zu leben, sagen die einen, zu einsam und zu ruhig, sagen die andern. In diesem abgeschiedenen Weiler am Lech lebt und arbeitet BJK heute.

Geboren und aufgewachsen ist er in Lindenberg im Allgäu. Nach dem Abitur absolviert er ein Lehrerstudium für die Sekundarstufen 1 und 2, unter anderem an der Ludwig Maximilians Universität in München. Nach dem Abschluß des Referendariats  zieht er ein Zweitstudium an der Akademie der Bildenden Künste in München der sicheren Beamtenlaufbahn als Lehrer vor. Dieses schließt er 1980 mit dem Diplom als Meisterschüler von Karl-Fred Dahmen ab.

Jott

1989 begibt sich sein Künstlerfreund und Wegbegleiter Franz-J. Maria Weber im Rahmen einer Postkunst-Aktion auf die Suche nach dem J. im Namen von Bernhard J. Keller. Er schickt ihm insgesamt 79 Briefe, auf denen er Keller´s J. von Josef bis Jesbulla von Brief zu Brief mit immer abstrakter klingenden Namen füllt, nachdem ihm die echten ausgegangen waren, um so dem Geheimnis auf die Spur zu kommen. Letztendlich vereint Weber alle realen und unrealen J`s unter dem Sammelbegriff „Jott“, was Keller erst zögernd aufnimmt, dann aber seit 1992 fest im Namen führt.

Arbeitsweisen

BJK arbeitet als Maler und Fotograf häufig in thematischen Werkzyklen und Serien, in denen er sich mit realen, persönlichen Situationen, mit Orten und Begebenheiten auseinandersetzt.

Als eine ihm bis dahin völlig unbekannt gebliebene Fertigkeit entdeckte Keller Anfang der Achtzigerjahre die Spiegelschrift, eine typische Fähigkeit umgeschulter Linkshänder, die er seitdem stilsicher und ohne Mühe als ein Ausdrucksmittel in vielen Arbeiten verwendet, ohne sie jemals
geübt zu haben.

Im bildnerischen Werk des Malers sind Bezüge zum Informel, zur Écriture automatique und zum Expressionismus  erkennbar. Unkonventionell kombiniert er Elemente der Malerei, Zeichnung, Collage, Frottage, Fotografie und Schrift auf Materialien, die oftmals bereits ihre eigenen Vorgeschichten mit einbringen. Von der DDR-Papiertüte, der Süddeutschen Zeitung bis zu im Gebirgsbach entdeckten Literaturseiten von Karl Popper kommen die verschiedensten Fundstücke in Kellers Arbeiten zum Einsatz.

 

Sein Wirken als Wiederverwerter  in der Kunst ist unter anderem auch Ausdruck seines zeitweise ausgeprägten Engagements für Nachhaltigkeit im Umgang mit der Natur und unseren Ressourcen, Wasser, Energie und Luft.

Auch der Fotoapparat gehört als Werkzeug zu seinen ständigen Begleitern. Mit dem Blick des Malers ist er ständig auf der Suche nach Motiven abseits des Mainstreams oder auch nur  nach Ausschnitten daraus. Eine besondere Vorliebe gilt  den Schatten von Wirklichkeiten, die er, wann immer sie ihm begegnen, reportagehaft festhält.

Kellers Werke gleichen oftmals Bilderrätseln, die den Betrachter einladen zum Dialog oder auf eine Reise  in die eigene Fantasie.

Seine dritte Leidenschaft gilt Büchern, den echten, in denen man blättern kann. Mit Sachverstand und scharfem Blick entwickelt er für KollegenInnen sowie für eigene Projekte Konzepte und Layouts für Bücher und Kataloge bis hin zum fertigen Objekt.

In seinen Veröffentlichungen geht er immer wieder experimentelle Kooperationen mit Autoren ein, wobei seinen Bildern assoziativ entstandene Texte gegenübergestellt oder Texte auch eigenständig verwendet werden. Dieses Zusammenspiel von Literatur und Bildender Kunst eröffnet oft eine eigene künstlerische Dimension und viel Spielraum für den Betrachter, Eigenes oder auch Neues darin zu entdecken .