Hintergrund · Background

Tagtäglich Grün rundherum,  ein kleiner Moorsee, sanfte Hügel, verstreu-te Höfe, keinen Laden, keine Post, nicht einmal ein Wirtshaus, aber ein Briefkasten, keine Schule, aber einen unermüdlichen Schulbus und am südlichen Horizont Ostallgäuer und Tiroler Berge. Zu schön, um dort im-mer zu leben, sagen die einen, zu einsam und zu ruhig, sagen die andern. In diesem abgeschiedenen Weiler am Lech lebt und arbeitet BJK heute.

Ins Allgäu geboren, hat BJK nach Abitur, Lehrerstudium für Gymnasium, Realschule und Referendariat, an der Akademie der Bildenden Künste in München angeheuert, was er einer sicheren Beamtenlaufbahn als Leh-rer vorzog. Nach 12 Semester verließ er die Akademie dann mit dem Diplom als Meisterschüler von Karl-Fred Dahmen und widmete sich frei-schaffend der Kunst und Kultur.

Jott

Ende der Achtzigerjahre begibt sich sein Künstlerfreund und Wegbegleiter Franz-J. Maria Weber im Rahmen einer Postkunst-Aktion auf die Suche nach dem J. im Namen von Bernhard J. Keller. Er schickt ihm insgesamt 79 Briefe, auf denen er Keller´s J. von Josef bis Jesbulla von Brief zu Brief mit immer abstrakter klingenden Namen füllt, nachdem ihm die echten ausgegangen waren, um so dem Geheimnis auf die Spur zu kommen. Letztendlich vereint Weber alle realen und unrealen J`s unter dem Sammelbegriff „Jott“, was Keller erst zögernd aufnimmt, dann aber seit 1992 fest im Namen führt.

Arbeitsweisen

BJK arbeitet als Maler und Fotograf häufig in thematischen Werkzyklen und Serien, in denen er sich mit realen, persönlichen Situationen, mit Orten und Begebenheiten auseinandersetzt. Als eine ihm bis dahin völlig unbekannt gebliebene Fertigkeit entdeckte Keller Anfang der Achtzigerjahre die Spiegelschrift, eine typische Fähigkeit umgeschulter Linkshänder, die er seitdem stilsicher und ohne Mühe als ein Ausdrucksmittel in vielen Arbeiten verwendet, ohne sie jemals geübt zu haben.

Im bildnerischen Werk des Malers sind Bezüge zum Informel, zur Écriture automatique und zum Expressionismus  erkennbar. Unkonven-tionell kombi-niert er Elemente der Malerei, Zeichnung, Collage, Frot-tage, Fotografie und Schrift auf Materialien, die oftmals bereits ihre ei-genen Vorgeschichten mit einbringen. Von der DDR-Papiertüte, der Süddeutschen Zeitung bis zu im Gebirgsbach entdeckten Literaturseiten von Karl Popper kommen die ver-schiedensten Fundstücke in Kellers Arbeiten zum Einsatz.

 

Sein Wirken als Wiederverwerter in der Kunst ist unter anderem auch Ausdruck seines zeitweise ausge-prägten Engagements für Nachhaltigkeit im Umgang mit der Natur und unseren Ressourcen, Wasser, Energie und Luft.

 

Auch der Fotoapparat gehört zunehmend als Werkzeug zu seinen ständigen Begleitern. Mit dem Blick des Malers und Fotografen ist er ständig auf der Suche nach Motiven abseits des Main-streams oder auch nur nach Ausschnitten daraus. Eine besondere Vorliebe gilt den Schatten von Wirklichkeiten, die er, wann immer sie ihm begegnen,  reportagehaft festhält.

 

Kellers Werke gleichen oftmals Bilderrätseln, die den Betrachter einladen zum Dialog oder mitneh-men auf eine Reise in die eigene Fantasie.

 

Seine dritte Leidenschaft gilt Büchern, den echten, in denen man blättern kann. Mit Sachverstand und scharfem Blick entwickelt er für KollegenInnen sowie für eigene Projekte Konzepte und Lay-outs bis hin zum fertigen Buch und Katalog.

 

In seinen Veröffentlichungen geht er immer wieder experimentelle Kooperationen mit Autoren ein, wobei seinen Bildern assoziativ entstandene Texte gegenübergestellt oder Texte auch eigenständig verwendet werden. Dieses Zusammenspiel von Literatur und Bildender Kunst eröffnet oft eine eigene künstlerische Dimension und viel Spielraum für den Betrachter, Eigenes oder auch Neues darin zu entdecken .